OK Nachfolger
Mit sieben neuen Songs im Gepäck zeigten sich Radiohead am Dienstagabend in Frankreich erstmals nach einer längeren Pause wieder in der Öffentlichkeit. Die introvertierten Brit-Rocker haben genug Material für ein Doppelalbum zusammen, wollen aber nicht in die "Beatles-Falle" tappen.
Das Theatre Antique in Arles muss aus allen Nähten geplatzt sein. Mehr als 2500 Fans drängelten sich am Dienstagabend in der kleinen Halle, um ihre Lieblingsband nach einem Jahr Abstinenz wieder auf der Bühne zu sehen. Die Band aus Oxford hatte sich in den vergangenen Monaten auf ein englisches Landgut zurückgezogen, um über einem Nachfolger für ihr bisher erfolgreichstes Album "OK Computer" zu brüten. Mit der Außenwelt kommunizierten Radiohead bis dato nur über das Internet und ihre bandeigene Website.
In Arles feierten die introvertierten Brit-Rocker, die sich mit ihr tiefsinnig-melancholischen Musik in den letzten Jahren nicht nur zu Publikums-, sondern sogar zu Kritikerlieblingen entwickelt hatten, ein wirkungsvolles Comeback. Neue Songs wie "National Anthem", "In Limbo" oder "Knives Out", einem Lied über Kannibalismus, begeisterten das Publikum mit experimentellen Grooves und gewohnt düsterer Atmosphäre. Sänger Thom Yorke bedankte sich am Ende mit den Worten: "Thanks for being so nice to us on our first gig back" und filmte die tobende Menge mit seiner Digitalkamera. ("Do you want to be on our website tomorrow?")
Radiohead-Bassist Colin Greenwood gab derweil dem amerikanischen Musikmagazin "Rolling Stone" Auskunft über die Veröffentlichungspläne der Band. Rund 30 Songs hätte man zusammengetragen, sagte er, genug für ein Doppelalbum. Aber: "Wir wollen diese klassische Rock'n'Roll-Falle umgehen", so Greenwood. "Niemand würde 'Sgt. Peppers' als bestes Beatles-Album bezeichnen, wenn das 'White Album' eine Einzelplatte gewesen wäre. Selbst die besten Doppelalben wären noch besser geraten, wenn man die Hälfte der Songs vernichtet hätte." So drastische Maßnahmen wollen Radiohead jedoch nicht ergreifen. Laut Greenwood wolle man ein Album im Herbst veröffentlichen und ein weiteres im nächsten Jahr.